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Kapitel 3.de

Geschichte und Vision

Kapitel 3

Aber Gott hielt seine Hand über der Arbeit: Immer wieder und über die Jahre immer mehr sagten uns die Leute: „Der Dünenhof ist ein besonderer Ort. Hier ist es so leicht zu glauben. Gott ist hier. Es ist ein heiliger Platz – man kann das fühlen. Es passiert so viel!„ Und so ist es: Menschen werden bewegt, Leben erneuert, Sünden und Lasten abgelegt, neue Anfänge gemacht. Gott ist da. Er begegnet den Besuchern. Durch die Weite der Natur, die Impulse der Tagungen, die Freundlichkeit der Menschen – die bewusst gewählte Konzentration auf Gott und mich selbst. Und wir standen daneben, anfangs staunend, manchmal ungläubig – aber am Ende durch die Menge der Stimmen auch selbst ganz gewiss: Ja, es ist wohl ein Ort des Segens – ein heiliger Ort. Gott ist da – mitten in unserer menschlichen Zerbrechlichkeit und Begrenzung, die wir erfuhren. Und vielleicht oft sogar gerade mitten durch sie hindurch.
Klar war uns mittlerweile, dass ein Ausbau der Arbeit nicht mehr wie bisher aus den laufenden Erträgen finanziert werden könnte. Wenn wir die Arbeit in die Zukunft führen wollten, dann würden wir stärker auf Spenden und Hilfe von außen setzen müssen, mussten stärker zu einem Spendenwerk werden – das Modell „Betrieb mit einer Mission„ stieß an seine Grenzen. Solch eine Idee löste zugleich aber auch neue Ängste aus – würden die einen dann nur noch arbeiten müssen - und die anderen den geistlichen Überbau erledigen? Wie blieb man innerlich zusammen – wie konnte man das Erfolgsmodell der letzten Jahrzehnte fortsetzen? Welche Struktur sollten wir anstreben? Dünenhof und Gemeinschaft liefen weiter – oft allerdings auf Kraft. Feuer, Begeisterung, Einheit, Verstehen – alles war mühsamer geworden. Der neue Zündfunke, Kraft von außen, die Bewegung Gottes – fehlte.

Die Veränderung begann mit einer harmlosen Dienstreise: Geschäftsleitungssitzung der SCM im Kloster Gnadenthal. Besichtigung des Dörfchens mit den Resten eines alten Zisterzienserklosters, Besichtigung der Betriebe, Teilnahme an einem der Tagzeitengebete in der alten Kirche in der Mitte des Anwesens. Uli Eggers war schon vor zehn Jahren einmal dort und hatte damals die etwas strenge Spiritualität und den Ernst des Ortes als eher fremd wahrgenommen. Nun aber musste da eine innere Annäherung passiert sein – denn bei einem geführten Rundgang des Leitungsteams durch den Ort kam es für ihn zu einem heiligen Moment, einer sich öffnenden Verständnis-Tür für unsere Situation. All das sagt weniger über Gnadenthal (die Stimmigkeit dieser Gedanken für die Situation dort ist gar nicht geprüft …), als über die innere Ausgangslage der Gemeinschaft durch die vergangenen Jahre, die eine bestimmte Hör- und Sehfähigkeit ergab: Was war über Jahrhunderte die Mitte dieses Dorfes gewesen? Was war die Mitte dieser Arbeit? Es war die kleine Kirche – die mit ihrer Glocke dreimal täglich zur Konzentration auf die unsichtbare Tatsache aufrief, dass Gott „hier„ war – mitten unter uns. Dass es Gott selbst ist, dem dieser Ort dienen will – egal, was sich um die Mitte herum gliedert: Verlag oder Brüderhaus, Landwirtschaft oder Buchladen, Gästebetrieb oder Jugendhaus.
Es war ein besonderer Moment, der sich in seiner Bedeutung nur schwer vermitteln lässt: In der dämmrigen Sakristei der alten Klosterkirche brannte ein ewiges Licht und spiegelte sich in der goldenen Zierplatte des Tabernakels, in dem die Abendmahlsgeräte der Gemeinschaft aufbewahrt werden.

Gottes Gegenwart im Symbol des Lichts - ein Licht, das immer brennt. Eine Kirchentür, die immer offen steht. Eine Kirche, die über Jahrhunderte hinweg die Mitte blieb – angefochten, umgebaut, wieder gewonnen, neu genutzt – täglich rufend. Egal, was um sie herum vorging – biologische Landwirtschaft oder Verlagsarbeit, Jahrestreffen oder Jugendfreizeit. Gott selbst, sein Haus – die Mitte der Arbeit. Die Ausrichtung auf ihn, das Symbol seiner Gegenwart, die stehende Erinnerung und Mahnung der offenen Türen und der rufenden Glocke. Schönheit, Flamme, Geheimnis, Gegenwart innen – Alltag, Begegnung, Funktion außen. Hier spürte Uli die Antwort: Das war das Herz einer Arbeit, die die Zeiten überdauert – Gott selbst und seine symbolisch geehrte und zur Mitte gemachte Gegenwart!
Und egal, wie viele Betten belegt sind und welche Arbeit gerade floriert oder welche betriebliche Frage dominiert: Diese Mitte stand fest. Diese Mitte war zukunftsfähig. Um diese Mitte ging es - ging es ja auch bei uns. Schon immer. Das war es, was einen geistlichen Ort ausmacht: Der gegenwärtige, wirkende Gott, Gott in der Mitte. Darum gab es uns als Gemeinschaft, darum gab es den Dünenhof: Gott erfahren. Aus der Begegnung mit ihm Kraft zur Erneuerung des Lebens schöpfen. Ihn kennen lernen, besser kennen lernen – und neuen Mut bekommen zum Leben in der Nachfolge Jesu. Das war auch unsere Mitte. Gott ist da - überall. Aber für viele ganz besonders erfahrbar in den Zeiten auf dem Dünenhof unter dem hohen Himmel am Meer. Weiter...