Kapitel 3
Aber Gott hielt seine Hand über der Arbeit: Immer wieder und über die Jahre immer mehr sagten uns die Leute: „Der Dünenhof ist ein besonderer Ort. Hier ist es so leicht zu glauben. Gott ist hier. Es ist ein heiliger Platz – man kann das fühlen. Es passiert so viel!„ Und so ist es: Menschen werden bewegt, Leben erneuert, Sünden und Lasten abgelegt, neue Anfänge gemacht. Gott ist da. Er begegnet den Besuchern. Durch die Weite der Natur, die Impulse der Tagungen, die Freundlichkeit der Menschen – die bewusst gewählte Konzentration auf Gott und mich selbst. Und wir standen daneben, anfangs staunend, manchmal ungläubig – aber am Ende durch die Menge der Stimmen auch selbst ganz gewiss: Ja, es ist wohl ein Ort des Segens – ein heiliger Ort. Gott ist da – mitten in unserer menschlichen Zerbrechlichkeit und Begrenzung, die wir erfuhren. Und vielleicht oft sogar gerade mitten durch sie hindurch. |
Die Veränderung begann mit einer harmlosen Dienstreise: Geschäftsleitungssitzung der SCM im Kloster Gnadenthal. Besichtigung des Dörfchens mit den Resten eines alten Zisterzienserklosters, Besichtigung der Betriebe, Teilnahme an einem der Tagzeitengebete in der alten Kirche in der Mitte des Anwesens. Uli Eggers war schon vor zehn Jahren einmal dort und hatte damals die etwas strenge Spiritualität und den Ernst des Ortes als eher fremd wahrgenommen. Nun aber musste da eine innere Annäherung passiert sein – denn bei einem geführten Rundgang des Leitungsteams durch den Ort kam es für ihn zu einem heiligen Moment, einer sich öffnenden Verständnis-Tür für unsere Situation. All das sagt weniger über Gnadenthal (die Stimmigkeit dieser Gedanken für die Situation dort ist gar nicht geprüft …), als über die innere Ausgangslage der Gemeinschaft durch die vergangenen Jahre, die eine bestimmte Hör- und Sehfähigkeit ergab: Was war über Jahrhunderte die Mitte dieses Dorfes gewesen? Was war die Mitte dieser Arbeit? Es war die kleine Kirche – die mit ihrer Glocke dreimal täglich zur Konzentration auf die unsichtbare Tatsache aufrief, dass Gott „hier„ war – mitten unter uns. Dass es Gott selbst ist, dem dieser Ort dienen will – egal, was sich um die Mitte herum gliedert: Verlag oder Brüderhaus, Landwirtschaft oder Buchladen, Gästebetrieb oder Jugendhaus. |
Gottes Gegenwart im Symbol des Lichts - ein Licht, das immer brennt. Eine Kirchentür, die immer offen steht. Eine Kirche, die über Jahrhunderte hinweg die Mitte blieb – angefochten, umgebaut, wieder gewonnen, neu genutzt – täglich rufend. Egal, was um sie herum vorging – biologische Landwirtschaft oder Verlagsarbeit, Jahrestreffen oder Jugendfreizeit. Gott selbst, sein Haus – die Mitte der Arbeit. Die Ausrichtung auf ihn, das Symbol seiner Gegenwart, die stehende Erinnerung und Mahnung der offenen Türen und der rufenden Glocke. Schönheit, Flamme, Geheimnis, Gegenwart innen – Alltag, Begegnung, Funktion außen. Hier spürte Uli die Antwort: Das war das Herz einer Arbeit, die die Zeiten überdauert – Gott selbst und seine symbolisch geehrte und zur Mitte gemachte Gegenwart! |